Ein fensterloser, ehemaliger Lagerraum im zentralen Eingangsbereich der Neuen Landesmesse Stuttgart (Büro Wulf und Partner) wurde zu einem ökumenischen Andachtsraum mit einer kleinen Sakristei umgebaut. Der Raum soll zum stillen Gebet und zu kleinen Andachten genutzt werden. Er hat auch die Funktion eines Raums der Stille. Er wird von der evangelischen und der katholischen Kirche gemeinsam verwaltet. Angehörige aller Religionen sind als Gäste eingeladen. Im Boden zeigt ein Qibla-Pfeil die Gebetsrichtung nach Mekka an. Fächer für Gebetsteppiche werden vorgesehen. Ein Misrach-Schriftzug zeigt jüdischen Gläubigen ebenfalls die Gebetsrichtung an. Der Umbau wurde kurzfristig beschlossen und musste einschließlich der Entwurfsfindung in sechs Monaten umgesetzt sein.
Die Geschäftigkeit der Messe wird ausgeblendet. Die Besucher betreten anderen Grund: Einen Holzdielenboden. Das Licht ist gedämpft. Die Raumbegrenzungen bestehen aus massivem Holz – Eiche. Ein Raum des Gebets und der Andacht braucht in seiner Gestalt „Wahrhaftigkeit“.
Die Materialien sind nicht nur visuelle Dekoration, sondern das massive Holz kann angefasst und mit allen Sinnen wahrgenommen werden. Einfache Sitzhocker und eine eingebaute Sitzbank laden ein zum Verweilen.
Am wichtigsten ist in einem Raum der Andacht vielleicht das Licht. Erst wenn man den Raum betritt, sieht man die hinterleuchteten Glasscheiben, die sich gestaffelt wie Vorhänge in einen Licht-Raum öffnen. Dort wo das Licht am hellsten ist, steht das Kreuz, aus dunklem Stahl gefertigt. Licht verweist hier auf das Jenseitige, das Grenzüberschreitende.
Der Altartisch besteht aus massivem, geleimten Eichenholz. Das große Kubuselement am Eingang schirmt den Andachtsbereich von der vorhandenen Glastür ab und nimmt Fächer für Schriften und Gebetsteppiche auf. Holzschotten aus Eichenstäben in der Fortsetzung schirmen den Zugang zur Sakristei als zweite Raumschicht ab.